Die Jungfreisinnige Partei Graubündens sieht in dem jüngst unterbreiteten Gegenvorschlag der Bündner Regierung die Ziele der Ethikinitiative als nicht vollständig erfüllt an und wird am ursprünglichen Initiativtext festhalten. Erfreut sind wir hingegen, dass Regierung und Kirchen Handlungsbedarf und Zeitgeist erkannt haben und an einer konstruktiven Lösung arbeiten.






Die vor rund einem Jahr mit 3’164 Unterschriften eingereichte Initiative hat zum Ziel einen Unterricht zu schaffen in dem die Verantwortung über die ethische Bildung alleinig dem Kanton und nicht der Kirche obliegt. Ein von den Landeskirchen getragenes und von der Regierung vorgeschlagenes 1+1 Unterrichtsmodell, welches eine Lektion Religionsunterricht und eine Lektion Ethikunterricht vorsieht, würde dieser Forderung nicht gerecht werden.
Wir, die jungfreisinnigen graubünden, sehen die christliche Religion und deren Wertevorstellungen als unbestreitbaren Teil unserer Kultur und unseres täglichen Lebens an; stehen der Entwicklung, dass die Unterweisung von gesellschaftlichen, ethischen und religiösen Inhalten auch weiterhin von einer kirchlichen Trägerschaft mitgetragen wird, jedoch kritisch gegenüber.




Zu unseren Zielen zählt es nicht den bestehenden Religionsunterricht mit einer ergänzenden Lektion „Religionskunde und Ethik“ aufzuwerten, sondern ihn gegen einen Ethikunterricht im Sinne des Laizismus zu ersetzen. Ethische Fragestellungen und überkonfessionelle, vergleichende Betrachtung religiöser Lehren können unserer Meinung nach am besten umgesetzt werden in dem ihre Vermittlung von einer weltlichen und nicht einer geistlichen Instanz ausgeht. Die Regierung spricht sinngemäss davon die religiöse Bildung mittels des Gegenvorschlags auch für jene Kindersicherzustellen die nicht am Religionsunterricht teilnehmen können und stellt zu unserem Bedauern damit die Religion als normative Wertvorstellung über die eines humanistischen Weltbilds.
Das Monopol der Landeskirchen auf einen mehr oder weniger bekenntnisgebundenen Unterricht entspricht nicht mehr den heutigen Gesellschaftsstrukturen und soll mit einem ergänzenden Ethikunterricht in ihrer Stellung nicht noch gestärkt werden.




Eine 1+1 Lösung wie sie von der Regierung, der beiden Landeskirchen und dem Bischöflichen Ordinariat vorgeschlagen wurde ist ein Kompromiss welcher einer möglicherweise zukunftsweisenden Bildung die effiziente Förderung von gesellschaftlichen Werten, Ethik und Religion versagt.




Seit sich der Jungfreisinn diesen Sommer dazu entschlossen hat sich zusammen mit den Jungsozialisten Graubündens für einen Ethikunterricht einzusetzen besteht die Überzeugung, dass ein vom Kanton getragener Ethikunterricht wertvolle Impulse liefert, sowohl für den eigentlichen Untericht als auch für die Kirchen. Diese werden mit der Forderung auf eine kompromisslose Lösung zu produktiver Initiative und Aktivität aufgerufen. Unsere Gesellschaft befindet sich in einem zunehmenden Säkularisierungsprozess, eine Entwicklung welche wir nicht ausblenden dürfen und die uns in unserer politischen Ansicht bestärkt. (tbi)

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