Zum FDP Themenparteitag lud die FDP Graubünden gestern in die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Chur. Diskussionsgegenstand war das heute hochaktuelle aber kaum beachtete Thema Brain drain. Im zeitlichen Rahmen von zwei Stunden wurden Thesen und möglichen Massnahmen aufgezeigt, wobei viele hochkarätige Referenten zur Sprache kamen.






Brain drain? Gehirnabfluss? Natürlich beschreibt der aus dem englischen stammende Fachbegriff nicht wortwörtlich den Abfluss von zerebraler Masse, er umschreibt vielmehr die Abwanderung der Intelligenz eines Volkes. Die Emigration von besonders ausgebildeten oder talentierter Menschen schadet einem Land oder einer Region erheblich, ein Problem welches sich auch in unserem ländlich-alpin geprägten Kanton stellt. Wie kann Graubünden also seine qualifizierten Arbeitskräfte, sein Fachwissen, halten?




Ralph Kohler und Eren Karakus leisteten hierzu im Rahmen ihrer Bachelor-Thesis wertvolle Impulse und machten ersichtlich, dass Graubünden trotz erfolgreichen Berufsschulen, angesehenen höheren Fachschulen und exzeptionellen Hochschulen einen schadhaften Wissensabfluss zu verzeichnen hat. Die zwei jungen Referenten überliessen nach einer informativen Präsentation unter anderem Regierungsrat Martin Schmid und Andreas Wieland, seines Zeichens CEO der Hamilton und Präsident Graubünden Ferien, das Wort.




Nebst vielen Würdenträger aus Politik und anderen Bereichen des öffentlichen Lebens nahmen auch vier Delegierte der jungfreisinnigen graubünden an der Veranstaltung und der anschliessenden kontroversen Diskussionsrunde teil. Fakt ist, dass periphere Regionen besonders von jungen und frischausgebildeten Leuten eher gemieden werden, da die beruflichen und privaten Möglichkeiten der Zentren eine besonders starke Anziehungskraft ausüben. Anders als im Plenum zur Sprache gestellt ist die jfgr der Meinung, dass eine emotionale Verbundenheit nicht ausreicht um qualifizierte Personen im eigenen Kanton zu halten. Vielmehr spielen vor allem finanzielle aber auch soziologische Gründe eine tragende Rolle. Junge Bündner und Bündnerinnen wollen sich entfallen, neue Horizonte und neue Erfahrungen gewinnen, dies sind weitere Gründe die zu einer Abwanderung führen und den Kanton in eine unglückliche demografische Situation zwingen. Aus diesem Grund sollte der Standort Graubünden vielmehr Attraktivität und Chancenreichtum fördern, denn als vorrangiges Ziel sollte nicht nur den Verlust eigener Talente verhindert werden, sondern auch neue Talente angezogen werden. Das junge Leute ihrem eher ländlich geprägten Heimatkanton entsagen und sich nach urbaneren Regionen im Unterland oder im Ausland sehnen ist ein Trend der nicht oder nur schwerlich aufzuhalten ist. Diese Leute zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu gewinnen sollte in dieser Hinsicht eine grössere Bedeutung erhalten.




Beispiel? Die hochgelobte und delikate Bündner Nusstorte ist die Kreation ehemals ausgewanderter und später wieder ins Inntal immigrierter Engadiner Zuckerbäcker. Hätte Graubünden im ausgehenden 18 Jahrhundert nicht mit seiner Attraktivität geworben so kämen wohl heute die Mailänder in den Genuss der „Tuorta da nusch“. (tbi)

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